Gespräch zur Aktuelle Kältemittel-Situation - Eine komplexe Situation

Gespräch zur Aktuelle Kältemittel-Situation - Eine komplexe Situation

Federico Bisco, Technical Director von Sanhua Europe, hat sich eingehend mit der Angelegenheit beschäftigt, insbesondere im Hinblick auf das Kältemittelgas. 

Er beginnt seine Ausführungen zum Thema PFAS eher mit einer Marktbeobachtung als mit einer technischen Betrachtung: „Es scheint, dass die Absichten der Regulierungsbehörden weit über die technischen oder Umweltprobleme hinausgehen und sie eher darauf abzielen, die Abhängigkeit des europäischen Marktes von Importprodukten wie fluorierten Kältemitteln zu verringern. Tatsächlich findet die Produktion zu 80 Prozent außerhalb der EU statt und die übrigen 20 Prozent zwar in den Ländern der Europäischen Union, aber in Lizenz für Unternehmen, deren Hauptsitz außerhalb der EU liegt.“

Eine Überlegung, die zu einer Beurteilung der Marktperspektive veranlasst.

„Europa ist natürlich immer noch ein ziemlich wichtiger Markt, aber restriktive Bestimmungen wie die F-Gas-Verordnung oder diese Überarbeitung der REACH-Verordnung sind dazu angetan, unseren Kontinent zu einem sehr schwierigen Austauschmarkt zu machen. Der Markt für umweltgerechte Produkte wächst zwar auch in anderen Regionen wie den USA oder China, aber Märkte mit höheren Wachstumsraten treiben den Übergang zu umweltfreundlicheren Lösungen allmählicher voran. Dadurch etablieren sie möglicherweise Betriebsbedingungen für Hersteller von Maschinen und Komponenten und für Installateure sowie für eine weniger mühsame und weniger einschneidende Instandhaltung.“

Manche Umweltschützer würden vielleicht sagen, die nehmen es zu leicht …

„Das stimmt nicht – in China werden Ventilkörper bereits seit einiger Zeit aus Edelstahl gefertigt. Das ist bisher die einzige Lösung, um die mit Blei in Kupferlegierungen und insbesondere in Messing verbundenen Probleme zu vermeiden, von denen unser Markt betroffen war und die trotz einer gesetzlichen Beschränkung noch nicht gelöst wurden. Das liegt daran, dass die Herstellung von Messing ohne Blei – und somit ohne die mit dessen Verwendung verbundenen Umwelt- und Gesundheitsrisiken – eine aus Kostengründen nicht praktikable Lösung ist. Und in den USA werden HFOs massiv in der Klimatisierung eingesetzt, in der es keine andere Lösung als R290 gibt, was in Europa nicht möglich zu sein scheint.“

Aber kommen wir auf uns zurück – auf die Beschränkungen im Rahmen der REACH-Verordnung.

„Der Hauptbeschuldigte ist R134a aufgrund seines degenerativen Potenzials in PFAS infolge der Beteiligung von R1234yf. Dann hat sich die Aufmerksamkeit jedoch auf andere Gase wie R32, R1234ze und HFO-Gemische gerichtet, unter denen wir R455A, R454C und R454B erwähnen können. Das erzeugt ein echtes und konkretes Problem für die Zukunft, da praktisch alles, was eine Alternative zu Propan sein könnte, ausgeschlossen wird. Und wenn R290 bis 20 Kilowatt im Hinblick auf die Handhabbarkeit als „akzeptabel“ gilt, dann ergibt sich oberhalb von 20 Kilowatt ein ernstes Problem mit den entsprechenden Konsequenzen.“

Welche?

„Es läuft darauf hinaus, dass Direktverdampfungssysteme auf ein Minimum reduziert werden. Letztlich werden wir nur noch Hydroniksysteme haben, um die Verwendung hochentzündlicher Gase in Primärkreisen ohne Risiken in geschlossenen Räumen zu ermöglichen. Die beiden Seiten der Schere, F-Gas und PFAS, lassen scheinbar wenig Raum, auch wenn einige behaupten, Kohlendioxid auch in Klimatisierungsanwendungen einsetzen zu können.“

Eine ziemlich gewagte Idee – bisher ist transkritisches CO2 effizient in kombinierten Anwendungen für Kühlung und Klimatisierung mit Wärmerückgewinnung.

„Die Daten aus einigen Studien scheinen diese möglichen Verwendungen zu unterstützen, aber das sind komplexe und kostspielige Maschinen mit starken wirtschaftlichen Auswirkungen auf die Lieferkette im Hinblick auf die Bau- und Installationskosten. Es gibt große Marktakteure wie Panasonic oder spezialisierte Anbieter wie Enex, die stark investieren und Ergebnisse mit speziellen Klimatisierungsanwendungen erzielen.“

Es bleibt eine verbreitete Unsicherheit.

„So sehr wir uns auch bemühen, nichts reduziert die Auswirkungen auf die Lieferkette und die Ratlosigkeit in Anbetracht des regulatorischen Drucks nimmt auch deshalb zu, weil PFAS bisher kein klares Risikoprofil hat: Die wissenschaftliche Literatur zum Thema ist sich nicht einig und die auffindbaren Studien kommen zu widersprüchlichen Ergebnissen. Das ermöglicht einen Durchsetzungswillen, der eher von einer politischen Ausrichtung als von Verantwortung für die Umwelt oder die Gesundheit der potenziell vom PFAS-Kreislauf betroffenen Bevölkerungen geleitet wird.“

Aber ist der Bauteilemarkt bereit für diesen Übergang?

„Nach einigen Jahren regulatorischer Unsicherheit hat uns die jüngste Aktualisierung der Norm EN 60335-2-24/40/89 ermöglicht, ein klareres Bild von den Produktanforderung für den Betrieb in Systemen mit entzündlichen Flüssigkeiten zu erhalten: Die Aktualisierung hat wichtige und grundlegende Klauseln wie 22.116 und 22.117 in EN 60335-2-40 aufgenommen. Der für die Zertifizierung der Sicherheit elektromechanischer Komponenten erforderliche Zertifizierungsprozess ist jetzt klarer und das ermöglicht es Sanhua, in Zusammenarbeit mit wichtigen deutschen Zertifizierungsstellen die völlige Sicherheit seiner Produkte in Systemen mit A2L- und A3-Kältemitteln zu garantieren. Die eingeholten Produktzertifizierungen bestätigen die elektrische Sicherheit und demonstrieren, dass die Bauteile von Sanhua keine potenziellen Zündquellen darstellen. Unter den zahlreichen von den Zertifizierungsstellen durchgeführten Tests können wir die Überprüfung der Oberflächentemperatur der Spulen unter maximaler Belastung (Kurzschluss) erwähnen und dass es keine Kontakte gibt, die Funken erzeugen. Das ist sicher ein methodologischer Punkt für den Übergang, aber es erfordert auch, dass die Anwender der Technologien – die Betreiber vor Ort – diese erneuern. Und das allgemeine PFAS-Problem bleibt weiter ungelöst, denn die mögliche Ergänzung der von einem Verbot bedrohten Stoffe um PTFE und Teflon könnte die Angelegenheit noch kompliziertet machen. Derzeit ist keine „wirtschaftliche“ Alternative verfügbar, mit der wir dieses Hindernis überwinden können.“

Ist eine Ausnahmeregelung plausibel? Könnte sie helfen?

„Ja, und es wäre nicht die erste Ausnahmeregelung in diesem Bereich: Wir dürfen nicht vergessen, dass das bereits erwähnte Blei in den Kupferlegierungen (insbesondere Messing), die für die Herstellung von Komponenten verwendet wurden, bereits seit über 20 Jahren einer Ausnahmeregelung unterliegt, da keine akzeptable Alternative gefunden wurde. Die industriellen Kosten für Ersatzlösungen sind um 80 Prozent höher und die Auswirkungen aller versuchten Lösungen auf die Handelspreise waren so hoch, dass der Gesetzgeber die weitere Verwendung erlaubt hat. Teflon könnte dieselbe „Behandlung“ erfahren und nach unserem aktuellen Wissensstand wäre das vielleicht wünschenswert.“

Weitere Nachrichten

Archiv